Mythen der Digitalisierung in der Bildung

Der folgende Beitrag bezieht sich auf die Digitalisierung in der Hochschulbildung. Einige dieser Mythen treffen aber auch auf die Bildung an Primar- und Sekundarschulen zu und lassen sich daher auch in diesem Kontext diskutieren.

1024px-Sandro_Botticelli_-_La_nascita_di_Venere_-_Google_Art_Project_-_editedDie Geburt der Venus, Sandro Botticelli, ca. 1485/1486, Google Art Project, Wikipedia

Das National Forum for the Enhancement of Teaching and Learning in Higher Education aus Irland hat in ihrem Strategiepapier zur Ausrichtung des digitalen Lernens in den kommenden Jahren gängige Mythen rund um dieses Thema aufgegriffen und genauer beleuchtet. Die Mythen mit denen sie sich auseinandersetzen sind:

  • Durch digitale Bildung kann das Schulsystem Kosten sparen
  • Lehrpersonen werden früher oder später nicht mehr gebraucht
  • Die Kinder und Jugendlichen sind digitalen Medien zugetan, ergo werden sie damit auch gut lernen
  • Digitale Bildung ist unpersönlich und daher schlecht
  • Mit digitalen Medien lernt es sich motivierter und dadurch besser
  • Die Digitalisierung in der Bildung ist bedeutungslos
  • Jetzt geht’s dann gleich los mit der digitalisierten Bildung

Zu diesen Punkten gehen die Meinungen von naiv-optimistisch bis polemisierend-pessimistisch weit auseinander und abschliessend kann diese Diskussion nicht geführt werden. Im oben genannten Strategiepapier A ROADMAP FOR ENHANCEMENT IN A DIGITAL WORLD 2015-2017 finden sie ab Seite 20 die Digital Learning: Myths and Reality.

Im Blog des Hochschulforums digitalisierung wurden diese Mythen und die Erläuterungen dazu ins Deutsche übersetzt. Herzlichen Dank dafür!

Das echte Leben vs. mein Auftritt im Web

Ob beim Vorstellungsgespräch, einem Auftritt vor Menschen oder ganz einfach im Alltag; You never get a second chance to make a first impression – und am Ende des Tages wollen wir alle irgendwie gut dastehen. Der eigene Auftritt im Web ist davon nicht ausgeschlossen. Also werden auf den ach so sozialen Medien kein Bild der verkokelten Tiefkühlpizza sondern ausschliesslich fotografische Zeugen des Mahls im Sterne-Restaurant gepostet. Urlaubsfotos von Traumstränden werden ebenso geteilt wie die ‚total Spontanen‘ (bestens ausgeleuchteten, von der Zuckerseite her geknippsten) Selfies. Nur schöne Menschen, alle erfolgreich, alle immer happy. Da kann es Max Mustermann zuweilen schon etwas mulmig werden, wenn er im Sommer nicht in der Südesee auf dem Segelschiff Meeresfrüchte und Champagner vernichtet… Oliver Peters betreibt auf Miesepeters.de ein satirischer Blog über die schlechten Seiten des Lebens. Gerade wegen seiner satirischen Schreibweise ist der Text über den Vergleich des eigenen Lebens mit den Facebook-Beiträgen der Mitmenschen ein guter Start in die sehr ernste und wichtige Thematik.

 Facebook-Depression: Vergleiche Dich krank

„Je länger eine Person aktiv Facebook nutzt, desto eher treten Neid, Unzufriedenheit und rote Augen in Erscheinung. Laut einer Studie erliegen wir einem eindeutigen „Attributionsfehler“. Das bedeutet, dass unsere Wahrnehmung ein beschränktes Bild der Realität zeichnet. Nutzer von Facebook sehen dauergrinsende Menschen vor Palmen und dem Eiffelturm, während andere bis zum Umfallen auf irgendwelchen Feiern posieren. Dies als die reine Wahrheit anzusehen ist ein schnell unterlaufener Fehler; denn natürlich entstanden diese später geteilten Fotos in arg gestellten Momenten und wurden gewissenhaft ausgesucht. Niemand würde freiwillig ein Bild von sich bei Facebook, auf dem er seinen Kopf in die Toilette hält.“

-Oliver Peters auf Miesepeters.de

Hier geht es zum ganzen Artikel

 Jugendkampagne «Echtes Leben»

So amüsant der Beitrag auf Miesepeters.de auch zu lesen ist, so ernst muss das Thema genommen werden. Zum ‚Echten Leben’ hat Pro Juventute in der Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Amt für Realness die „Anleitung zum sich-selber-seinherausgegeben. Nebst Filmen stehen bei dieser Kampagne Unterrichtsmaterialien sowie Merkblätter für Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen bereit. Inhaltlich werden Punkte wie Identität, Wirkungsweisen in den Medien und Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen thematisiert.

Hier geht es zur Kampagne

 

 

Geschichten aus dem Internet (Neuauflage)

Die ‚Geschichten aus dem Internet‘ werden neu aufgelegt. In Comicform erzählt die Familie Webster aus ihren Erfahrungen mit dem Internet und was ihre Freunde und Kolleginnen damit so alles erleben (müssen).

Nachdem die erste Fassung dieser Geschichten nun fast fünf Jahre alt ist, hat das BAKOM die Geschichten nun überarbeitet und den Webauftritt für die mobilen Endgeräte angepasst.

Die „Geschichten aus dem Internet“ wurden erstmals 2010 vom BAKOM publiziert. Aufgrund der technologischen Entwicklung und der rasanten Verbreitung von mobilen Zugangsgeräten wie Smartphones oder Tablets wurde die Publikation grundlegend überarbeitet.

Pressemitteilung des BAKOM

Geschichten aus dem Internet, die Zombie-Party

Geschichten aus dem Internet, Illustrationen von Mattias Leutwyler

Natürlich ist die Form eines Comics gerade für Schülerinnen und Schüler sehr ansprechend. Was mir besonders gefällt ist dass es nicht immer die Jugendlichen sind, die am Ende als die Gelackmeierten dastehen; einmal werden Opas Zugangsdaten in  einem fiesen Phishing-Versuch angegriffen oder Papa und Mama kriegen sich wegen einem vermeintlichen ‚Gratis-Abo‘ in die Haare.

Die Geschichten können auf der Website thewebsters.ch direkt gelesen, als PDF heruntergeladen oder als gedrucktes Heft bestellt werden.

Portraits von Michael

Sechs Fotografen erhalten den Auftrag ein Portrait von Michael zu schiessen. Damit die Fotografen sich entsprechend vorbereiten können erhalten sie kurze Informationen über sein Leben. Michael ist ein Selfmade-Millionär, Hellseher, Alkoholiker, Lebensretter, Ex-Gefängnisinsasse, Fischer. Ganz nach dem Motto am Anfang des Films;

„A photograph is shaped more by the person behind the camera than what is in front of it.“

Die Portraits unterscheiden sich enorm, je nachdem was man dem Fotografen vorher erzählt hat.Man kann hier über den Wahrheitsgehalt von Bildmaterial nachdenken, die Macht von Journalisten und Medienschaffenden im Bezug auf die Bildung unserer persönlichen Meinung an den Pranger stellen oder aber einfach einmal die Situation wirken lassen. Was sich aber zu tun lohnt; versucht vor Minute 2:00 herauszufinden, was Michaels wahrer Hintergrund ist: Selfmade-Millionär, Hellseher, Alkoholiker, Lebensretter, Ex-Gefängnisinsasse oder Fischer. Wie würde dein Portrait von Michael aussehen?
Dies ist eine Kampagne eines Ablegers des Kameraherstellers Canon. Meiner Meinung nach ein sehr schöner Ansatz der einerseits die Kreativität fördert, aber auch unsere Denkweise, wie wir mit Bildinhalten umgehen sollen in Anspruch nimmt. Der Claim ’no one sees it like you‘ ist hier Programm.